Mein Leben auf der Überholspur
Die gefürchteste aller Fragen ist immer noch die, wo ich erzählen soll, was ich den ganzen Tag so gemacht habe. Nichts, möchte ich sagen, ich habe nichts gemacht. Aufgestanden, geduscht, gefrühstückt, coffee to go am Hauptbahnhof, ein paar Seiten Kunstgeschichte gelesen auf der Zugfahrt, Vorlesungen, Mittagessen, Literaturrecherche, noch ein Kaffee, noch eine Zugfahrt, Abendessen zwischen Tür und Angel dann sechs Stunden Bier zapfen und Gläser waschen, die Mitternachtsnachrichten anschauen, ins Bett legen, schlafen.
Mir wird da schon beim erzählen so langweilig, daß ich ins Koma fallen könnte. Und bei dir so? frage ich den O., dessen Leben mir ungleich spektakulärer erscheint. Ach, sagt der, ich hab mein Auto in die Werkstatt gebracht. Und zum Mittag gabs Schnitzel.
Na da haben wir es wieder, denke ich, und ich hab nicht mal ein Auto. Ich bin wirklich sowas von langweilig.