Mittwoch, 4. November 2009

A bit of affection...

Der Arbeitskollege. Nun ja. Graumeliert, ewiger Dreitagebart, wunderbar blaue Augen, und ausgesprochen hübscher Hintern. Im richtigen Alter. Mit dem richtigen Sinn für Humor. Gesegnet mit einer Virilität, die man dieser Tage selten findet. Und überhaupt.
Jeden Montag schmeißen nun der Arbeitskollege und ich gemeinsam den Laden bis zur Sperrstunde. Jeden Montag werfen wir uns Anzüglichkeiten an den Kopf, klopfen uns sinn- und zwecklos gegenseitig auf den Hintern und wenn wir besonders lustig aufgelegt sind, teilen wir uns eine Tüte Haribo. Das Gros unseres gemeinsamen Arbeitstages verbringen wir also im Teenagerland, wo nichts eindeutig und schon gar nichts ernst gemeint ist und das wäre eigentlich auch gut so. Denn der Arbeitskollege hat nämlich zwar einen tadellosen Hintern, aber nicht unbedingt eine tadellose Reputation und sammelt Telefonnummern wie andere Leute Briefmarken. Nicht, daß aus den Telefonnummern dann auch tatsächlich Nummern erwachsen würden, der Arbeitskollege macht da wohl irgendwas nicht ganz richtig; was mich wirklich, wirklich abtörnt ist der qualitätsfreie Rundumschlag getreu dem Motto "was einen Puls hat, ist auch bespringenswürdig".
Ich bin ja nun nicht irgendeine Frau, ich bin speziell und will auch so behandelt werden. Schon allein aus diesem Grund würde ich meinen Hormonen niemals nachgeben. Es ist also alles im Lot, die Perspektive ist korrekt ausgerichtet, das Ego unter Kontrolle. Alles gut, möchte man meinen.
Letzten Freitag packte mich der Arbeitskollege um die Hüfte und erklärte der Öffentlichkeit (in Form unseres gemeinsamen Chefs), ich würde ein bißchen Zärtlichkeit sehr zu schätzen wissen. Der Chef schaute konsterniert. Ich auch. Noch irritierender fand ich, daß vor meinem inneren Auge plötzlich das Beziehungschecklistenprogramm ablief. Zwar nur für eine Sekunde, aber immerhin.
Am Montag darauf kriegte ich statt Hinterngetätschle eine Umarmung. Full on und vor versammelter Kundschaft. Überhaupt sind wir wie ein altes Ehepaar. Ein bißchen grantelig aber einander eigentlich sehr zugetan. Ich mache ihm Tee, er hebt mir dir Hälfte von seinem Sandwich auf. Und zwischen die dummen Sprüche schleichen sich immer mehr ernsthafte Gespräche ein. Wäre da nicht besagte Reputation...

...ach, es ist einfach nicht fair.

luckystrike - 2009/11/07 11:53

Da kann ich einfach nur die wunderbare Hotel Mama zitieren:
"das ist ja mit steigender lebenserfahrung ein allgemeines problem, man will ausgesucht werden und nicht einfach nur aufgrund des eigenen geschlechts so mitgevögelt werden."
Man sollte T-Shirts drucken.

quietplease - 2009/11/08 00:57

ja, man sollte wirklich t-shirts drucken. und sich außerdem einen vorschlaghammer zulegen, den man sich dann gelegentlich gegen die stirn schlägt, nur so zur vorbeugung.

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