Freitag, 5. Februar 2010

vom sagen und meinen

Der Göttergatte ruft aus Marrakesch an, wo er seit fünf Tagen in der Wüste herumeeiert. Erzählt, daß er nächste Woche wahrscheinlich für fünf Tage nach Mailand fliegen wird. Arbeitsbedingt. Das ist an sich erfreulich, denn der Göttergatte ist in seinem Beruf auf solche Gelegenheiten angewiesen. Fantastisch! rufe ich also freudig aus, ganz das brave, unterstützende Weibchen. Sieht so aus, als würde ich dich überhaupt nie wieder sehen! Ah ja. Es geht doch nichts über ein bißchen passive Aggression per Ferngespräch.

Zu meiner Verteidigung kann ich lediglich ins Feld führen, daß ich mit 39 Grad Fieber im Bett liege und mich seit zwei Tagen von Kartoffel-Lauch-Suppe ernähre.

(was ich eigentlich nämlich meinte war: ich vermisse dich, du blöder Hund. Also sag mir nicht, wann wir uns nicht sehen können, sag mir lieber, wann wir uns wiedersehen.)

Montag, 1. Februar 2010

(P)orn Identity

Da wäre mal eine gewesen, die habe immer partout dann körperliche Zuwendung verlangt, wenn man sich gemeinsam einen Film angesehen hätte und damit könne er ja irgendwie gar nichts anfangen. Ja, sage ich, das wäre mir auch schon aufgefallen, dieses fast hundertprozentige Ausblenden der Umwelt, das ich anfangs noch als mangelndes Interesse an meiner Person interpretiert hatte, das aber anscheinend bloß eine extreme Form der Fokussierung auf den task at hand - Film schauen - sei. Gemessen an der eher negativen Reaktion besagter Dame müsse das ja aber total abnormal sein, bemerkt der Göttergatte nachdenklich. Naja, sage ich, abnormal wäre das nicht, bloß würden die meisten Frauen wohl am Anfang einer Liason den Fokus eher auf Geknutsche als auf Geballere legen. Den Film könne man schließlich beliebig oft zurückspulen, aber das Bedürfnis nach hemmungslosem Sex würde irgendwann der abendlichen Migräne weichen und das Feuer wieder anzufachen wäre definitiv schwieriger als eine DVD einzulegen. Und dann erinnere ich mich plötzlich an eine andere Zeit und einen anderen Mann und wie wir gezählte zwei Wochen lang wirklich ernsthaft versucht hatten, uns The Bourne Identity anzuschauen. Leider schafften wir es nie über die ersten zehn Minuten hinaus, zu übermachtig wurde angesichts Matt Damon das Bedürfnis, uns gegenseitig die Kleider vom Leib zu reissen. Als ich gerade beginne, Leidenschaft und deren Effekt auf mein - nicht immer hunderprozentig intaktes - Selbstbewusstsein zu analysieren, durchzuckt ein bemerkenswert schmerzhafter Schmerz meine Schulter. Aua, sage ich. Ah hm hm, bemerkt der Göttergatte interessiert und drückt beinahe zärtlich seinen Daumen in meinen Teres major. Eine halbe Stunde und eine fantastische Rückenmassage später fällt mir dann auch wieder ein, warum das mit dem anderen Mann so gar nichts werden wollte. Der war nämlich trotz aller Leidenschaft ein Arschloch gewesen und hätte mir sowieso nur mit sexuellen Hintergedanken den Rücken massiert, für maximal zehn Minuten und ziemlich sicher hundertprozentig leidenschaftslos. Tja.


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