Freitag, 22. Januar 2010

Commitment.

Wieso ist das eigentlich so, daß die meisten Frauen, die ich kenne (mich eingeschlossen), irgendwann commitment nicht nur sehen sondern auch hören wollen? Als wären Worte eine Garantie, die durch Taten allein nicht gegeben ist?
Unerwartetes Weihnachtsgeschenk? Ersatzaufladegerät für den Laptop, weil das eigene nur mittels Adapter funktioniert und selbiger seit 2005 aus dem letzten Loch pfeift, was man irgendwann mal beiläufig erwähnt und dann wieder vergessen hat? Die Ankündigung, daß man den Angebeteten im Frühjahr auf ein paar Hochzeiten begleiten werden wird, so man dazu Lust habe? Lust auf Skiurlaub mit den Freunden im April? Road Trip nach Schottland im Juni; nur ich und er, der Camper Van und unsere Kameraausrüstungen? Das alles zeugt von commitment. Und was will ich? Ich will, daß man mir in die Augen sieht und mir sagt, daß man mit mir zusammen sein will. Mit mir. Weil ich wunderbar bin und einzigartig und unersetzlich. Alles andere wiegt anscheinend nicht genug.
What an ungrateful bitch I am.

gerdbrunzema (Gast) - 2010/01/22 23:38

Ja. Warum. Es gibt da so ein paar Vermutungen.

Aber Antworten sind wie Lösungen. Nicht sehr willkommen im allgemeinen.

Und wenn, dann auch nur eher mit säuerlichem Lächeln.

quietplease - 2010/01/23 00:19

Irgendwer hat mal gesagt: no solution, no problem. Das geht ganz gut.

Die Frage nach dem 'warum' war ja auch eigentlich eine rhetorische, denn grundsätzlich ist mir klar, daß diesem mehrmehrmehr wollen eine übermächtige Unsicherheit zugrundeliegt. Lösung im weitläufigen Sinne gibts dafür eigentlich eh nur eine und die praktiziere ich: Klappe halten, Psyche an die Leine nehmen. Und aus.

Ihre Vermutungen würden mich aber trotzdem interessieren. Ganz ohne säuerliches Lächeln.
gerdbrunzema (Gast) - 2010/01/23 22:24

Ich denke es gibt mindestens zwei Dinge. Einmal ist es sicher so, dass Unsicherheit generell zu Suchtverhalten führt was die Dinge angeht, die die Unsicherheit besänftigen (oder betäuben). Das behebt die Unsicherheit nicht, es stabilisiert sie vielmehr, weil man sich ja besiegt sieht von den Unsicherheiten. Denn unfreiwillig, unsouverän, macht man Dinge, sagt man Dinge, erwartet man Dinge.

Und das alles natürlich unausgesprochen, verheimlicht und fest darauf vertrauend, das die Telepathie so zuverlässig funktioniert, wie immer. (Da weiß ich nicht ob ich jemandem Unrecht tue. Vermutlich. Entschuldigung.)

Dann gib es aber noch etwas anderes. Und das ist die Kraft des Wortes. Man sage Ja Ja und Nein Nein. Die Deklaration ist etwas unendlich Wertvolles. Nicht umsonst ist ein beiderseitiges Jawort notwendig, um (nicht sich! nicht dem anderen! DEN anderen!) zu proklamieren, das man nun eins ist.

Das Wort ist Verpflichtung und Bekenntnis. Und das weiß der, der es hören möchte. Und das weiß der, der es sagen soll. Und jedes zögern ist entweder feige und höflich oder ein Zeichen großer Ernsthaftigkeit und eigentlich wertvoller Charmelosigkeit.

Ich wünsche Ihnen letztere Variante. Und da vielleicht doch ein wenig Charme...


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